Inkontinenz nach der Geburt
Viele Frauen leiden nach der Geburt an einer schwachen Blase. Die gute Nachricht: Der Beckenboden lässt sich super trainieren.
Wie lange dauert eine Inkontinenz nach der Geburt?
Ein Kind kommt 40 Wochen, ein Kind geht 40 Wochen: Dieser alte Hebammenspruch bezieht sich auf alle körperlichen Veränderungen während der Schwangerschaft und trifft auch auf das Thema Inkontinenz zu. Fast jede vierte Mutter leidet in den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt an einer Blasenschwäche. Vor allem bei Handlungen wie Hüpfen, Lachen oder Husten lösen sich rasch ein paar Tropfen Urin. Bis sich der Beckenboden soweit zurückgebildet hat (Rückbildung nach der Geburt), dass er die Blase wieder einwandfrei verschliessen und kontrollieren kann, können also mehrere Monate vergehen.
Risiken für eine Blasenschwäche
Ein erhöhtes Risiko für Inkontinenz haben ältere oder übergewichtige Mütter sowie Frauen mit besonders schweren Säuglingen. Auch eine längere Austreibungsphase während der Geburt oder eine bereits während der Schwangerschaft bestehende Inkontinenz erhöhen das Risiko.
Ursachen einer Blasenschwäche
Die Ursache ist meist bei allen Betroffenen die gleiche: eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur. Diese wird durch die Geburt stark beansprucht und kann die Harnröhre womöglich danach nicht mehr gleich fest verschliessen. Es gibt aber gute Übungen, um den Beckenboden nach einer Geburt wieder in Form zu bringen.
Beckenboden schonen
Die ersten 6 bis 8 Wochen nach der Entbindung erholt sich der Körper von den Belastungen und allenfalls Verletzungen durch die Geburt. Ein Kaiserschnitt erfordert bis zu 12 Wochen Ruhezeit. In dieser Zeit sollte auch der Beckenboden geschont werden. Kurz nach der Geburt ist es also noch zu früh für Training – hingegen ist es nie zu spät, etwas für seinen Beckenboden zu tun.
Doch wie schont man seinen Beckenboden? Dafür gibt es ein paar einfache Tipps:
- Sich vor dem Aufrichten auf die Seite drehen.
- Beim Wasserlassen keinen Druck erzeugen.
- Am Anfang öfter im Liegen stillen.
- Schwere Lasten grundsätzlich vermeiden – das Baby mit aufrechtem Rücken und dicht am Körper hochheben.
Blase trainieren: Was gegen Inkontinenz nach einer Geburt hilft
Das Mittel Nummer eins gegen Urinverlust nach der Geburt ist entsprechend Beckenbodentraining. Streng genommen trainieren wir also nicht die Blase, sondern den Muskel in diesem Bereich. Es ist jedoch wichtig, dass dies zum richtigen Zeitpunkt erfolgt. Ein starker Beckenboden ist zwar wichtig für die Frauengesundheit, ihn zu früh zu belasten, kann aber kontraproduktiv sein.
Beckenboden trainieren
Nach dem Wochenbett helfen Beckenbodenübungen, die Körpermitte wieder ins Lot zu bringen. In den meisten Gemeinden gibt es Rückbildungskurse, in denen die frischgebackenen Mütter den Beckenboden trainieren. Gynäkologen können in schwerwiegenden Fällen auch eine Physiotherapie verordnen. Es empfiehlt sich in jedem Fall, die Übungen in den Alltag zu integrieren.
Schon gewusst? Harninkontinenz kann bei weiteren Schwangerschaften oder im Alter erneut auftreten.
Übungen für jeden Tag
Ein paar Minuten täglich reichen aus, um langfristig von einem starken Beckenbodenmuskel zu profitieren. Wichtig ist dabei, den Oberschenkel- und Gesässmuskel so locker wie möglich zu lassen und die Übungen aus der Mitte des Körpers – wo der Beckenboden liegt – auszuführen. Beim Beckenbodentraining gilt zudem: Weniger ist mehr. Die Bewegungen sind sehr fein und eine zu starke Anspannung kann genauso problematisch sein wie ein schwacher Muskel. Nach dem Wochenbett sollten Sie mit sanftem Beckenbodentraining starten.
Mit starkem Beckenboden durch die Schwangerschaft
Wer mit einem gut trainierten Beckenboden in die Schwangerschaft geht, hat meist auch gute Chancen auf eine schnelle Erholung nach der Geburt. Entsprechend ist Vorsorge die beste Möglichkeit, nach der Schwangerschaft schnell wieder fit zu sein und einer anhaltenden Inkontinenz nach der Geburt vorzubeugen.
Nichts hilft – wie weiter?
Bleibt die Inkontinenz oder Blasenschwäche trotz regelmässigem Beckenbodentraining bestehen, bringt eine ärztliche Untersuchung allenfalls Klarheit über die konkrete Ursache und die weiteren Optionen. Es gibt neben der Physiotherapie weitere Möglichkeiten wie zum Beispiel eine Pessartherapie, wobei ein Würfel oder ein Ring die Blase stützen. Eine Operation, bei der ein Kunststoffband die Harnröhre stabilisiert, ist als letzte Lösung ebenfalls denkbar. Auch der Verlust von einigen überschüssigen Kilos kann die Blase entlasten.
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